TRADE – TRAnsport und DElir älterer Menschen
Projektbeschreibung
Krankenhausbehandlungen älterer Menschen sind eine besondere Herausforderung. Nicht selten weisen Patienten kognitive Beeinträchtigungen auf und es kann häufiger zu einer akuten Verwirrtheit, dem sogenannten Delir, kommen. In Notaufnahmen sind beispielsweise 7 bis 15 Prozent der über 70-Jährigen hiervon betroffen und mehr als 30 Prozent der Patienten, die stationär aufgenommen werden, leiden hierunter.
Jede akute körperliche Erkrankung kann ein Delir verursachen. Im Krankenhaus tritt es allerdings häufig durch operative Eingriffe, Mehrfachmedikation oder starke Schmerzen auf, aber auch durch Umgebungsfaktoren, wie z. B. laute und hoch frequentierte Räume oder durch eine Änderung der vertrauten Situation, wie bei einem Wechsel der Station. Eine Reorientierung der Patienten gelingt am leichtesten mit Hilfe bekannter Personen und Stimmen. Bislang werden jedoch nur selten Angehörige oder vertraute Personen hierzu einbezogen.
Das Projekt zielt daher darauf ab, vertraute Personen, die ältere Patienten in eine medizinische Einrichtung begleiten, über das Risiko für ein Delir zu informieren und sie aktiv in den Prozess des „Ankommens“ oder bei einem Umgebungswechsel einzubinden.
Zunächst werden in einer Beobachtungsstudie an vier Kliniken kognitive Veränderungen und die Delirstärke bei einem Ortswechsel erhoben. Diese Ergebnisse und das Wissen und die Erfahrungen vieler Beteiligter wie Angehörige, Krankentransportdienste, Entlassmanagement, Pflege, Ärzte und Sozialdienst sind die Grundlage zur Planung zielgruppengerechter Informationsmaterialien. Dazu gehören eine Webseite sowie leicht verständliche Broschüren für Gesundheitspersonal und Angehörige sowie Schulungen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen soll sodann in einer Pilotstudie geprüft werden. Es wird untersucht, ob sich Abläufe hierdurch verbessern und auch erfasst, welche Barrieren eine Umsetzung behindern. Das Projekt wird für 48 Monate mit insgesamt ca. 2,3 Millionen Euro gefördert.
Im Erfolgsfall kann gezeigt werden, dass durch die Ankommens-Begleitung in neuen Einrichtungen, bei Raumwechsel innerhalb des Krankenhauses sowie bei Verlegungen von einem Krankenhaus in ein anderes, kognitiven Verschlechterungen einfach und effektiv entgegenwirkt werden kann. Die Maßnahmen könnten in die Weiterentwicklung des Entlassmanagements der Kliniken, in selektivvertragliche Vereinbarungen und/oder Verträge zur integrierten Versorgung aufgenommen werden und zukünftig in die qualitäts-gesteuerte Bezahlung aufgenommen werden.
Konsortialpartner
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftungslehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Rosenheim, Fakultät für Angewandte Gesundheits- und Sozialwissenschaften Campus Mühldorf a. Inn, Zentrum für Qualität in der Pflege, Agaplesion Bethanien Krankenhaus Heidelberg, AOK Baden-Württemberg, Universitätsklinikum Heidelberg, Klinikum der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Universitätsklinikum Ulm
Themenfeld: Versorgung von geriatrischen Patienten
Sitz des Antragstellers: Baden-Württemberg
Laufzeit: 04/2019 – 03/2023
Status: Abschlussbericht wird erstellt
Förderkennzeichen: 01VSF18052
Kontakt
Prof. Dr. Michael Denkinger
AGAPLESION Bethesda Klinik
Geriatrie der Universität Ulm
Zollernring 26
89073 Ulm
+49 731 187185
Michael.denkinger@bethesda-ulm.de